Wodurch werden Schlafstörungen verursacht?

Von Schlafstörungen sind bis zu 35 % der Erwachsenen betroffen. Schlafstörungen können schwerwiegende Auswirkungen haben und zu übermäßiger Tagesmüdigkeit, einem höheren Risiko von Autounfällen und weitreichenden gesundheitlichen Folgen des Schlafmangels führen.

Häufige Ursachen für Schlafstörungen sind Stress, ein unregelmäßiger Schlafrhythmus, schlechte Schlafgewohnheiten, psychische Störungen wie Angst und Depression, körperliche Erkrankungen und Schmerzen, Medikamente und neurologische Probleme. Bei vielen Menschen kann eine Kombination dieser Faktoren Schlafstörungen auslösen und verschlimmern.

Frau Schlaflosigkeit

Sind alle Arten von Schlafstörungen gleich?

Schlafstörung ist nicht gleich Schlafstörung, sondern kann sich auf unterschiedliche Weise äußern. Kurzzeitige Schlafstörungen treten nur über einen kurzen Zeitraum auf, während chronische Schlafstörungen drei Monate oder länger anhalten. Für manche Menschen besteht das Hauptproblem darin, einzuschlafen (Einschlafproblem), während andere damit zu kämpfen haben, im Schlaf zu bleiben (Durchschlafproblem).

Wie stark eine Person von Schlafstörungen betroffen ist, kann je nach Ursache, Schweregrad und Beeinflussung durch zugrunde liegende Gesundheitszustände sehr unterschiedlich sein.

Was sind die häufigsten Ursachen für Schlafstörungen?

Es gibt zahlreiche mögliche Ursachen für Schlafstörungen, und in vielen Fällen können mehrere Faktoren daran beteiligt sein. Schlechter Schlaf kann auch andere Gesundheitszustände auslösen oder verschlimmern, wodurch eine komplexe Kette von Ursache und Wirkung für Schlafstörungen entsteht.

Auf einer ganzheitlichen Betrachtungsebene geht man davon aus, dass Schlafstörungen durch einen Zustand der Hypererregung verursacht wird, wodurch das Einschlafen oder Durchschlafen gestört wird. Hypererregung kann sowohl psychisch als auch physisch sein und durch eine Reihe von Umständen und gesundheitlichen Problemen ausgelöst werden.

Schlafstörungen und Stress

Stress kann eine tiefgreifende Reaktion des Körpers hervorrufen, welche die Schlafqualität beeinträchtigt. Diese Stressreaktion kann durch Arbeit, Schule und soziale Beziehungen ausgelöst werden. Traumatische Situationen können zu chronischem Stress bis hin zur posttraumatischen Belastungsstörung (PTSD) führen.

Die körperliche Reaktion des Körpers auf Stress trägt zu Hyperarousal bei, und psychischer Stress kann die gleiche Wirkung haben. Die Unfähigkeit zu schlafen kann selbst zu einer Stressquelle werden, wodurch es immer schwieriger wird, den Kreislauf aus Stress und Schlafstörungen zu durchbrechen.

Forscher gehen davon aus, dass manche Menschen besonders anfällig für stressbedingte Schlafstörungen sind. Bei diesen Menschen wird von einer hohen „Schlafreaktivität“ ausgegangen, die mit anderen Problemen zusammenhängt, die ihren Schlaf sowie ihre körperliche und geistige Gesundheit beeinträchtigen.

Schlafstörungen und unregelmäßiger Schlafrhythmus

In einer idealen Welt folgt die innere Uhr des Körpers, der so genannte zirkadiane Rhythmus, genau dem täglichen Rhythmus von Tag und Nacht. In der Realität haben viele Menschen Schlafzeiten, die ihren zirkadianen Rhythmus durcheinanderbringen.

Zwei bekannte Beispiele sind Jetlag und Schichtarbeit. Jetlag stört den Schlaf, weil sich der Körper nicht an den schnellen Wechsel der Zeitzone anpassen kann. Bei Schichtarbeit muss man die Nacht durcharbeiten und tagsüber schlafen. Beides kann zu einem gestörten zirkadianen Rhythmus und Schlafstörungen führen.

Bei manchen Menschen kann sich der zirkadiane Rhythmus ohne ersichtlichen Grund nach vorne oder hinten verschieben, was zu anhaltenden Schwierigkeiten bei der Schlafzeit und der allgemeinen Schlafqualität führt.

Schlafstörungen und Lebensstil

Ungesunde Gewohnheiten und Routinen in Bezug auf Lebensstil, Essen und Trinken können das Risiko von Schlafstörungen erhöhen.

Verschiedene Lebensstilentscheidungen können zu Schlafstörungen führen:

  • Stimulierung des Gehirns bis in die späten Abendstunden, z. B. durch spätes Arbeiten, Videospiele oder die Nutzung anderer elektronischer Geräte.
  • Ein Nickerchen am späten Nachmittag kann den Schlafrhythmus durcheinanderbringen und das Einschlafen in der Nacht erschweren.
  • Späteres Ausschlafen, um den verlorenen Schlaf nachzuholen, kann die innere Uhr deines Körpers durcheinanderbringen und es schwierig machen, einen gesunden Schlafplan aufzustellen.
  • Wenn du dein Bett nicht nur zum Schlafen benutzt, kann das zu mentalen Assoziationen zwischen deinem Bett und Wachsein führen.

Obwohl dies oft übersehen wird, können Entscheidungen über deine Ernährung eine Rolle bei Schlafproblemen wie Schlafstörungen spielen.

  • Koffein ist ein Stimulans, das stundenlang im Körper verbleiben kann, was das Einschlafen erschwert und bei nachmittäglichem oder abendlichem Konsum möglicherweise zu Schlafstörungen beiträgt. Nikotin ist ein weiteres Stimulans, das sich negativ auf den Schlaf auswirken kann.
  • Alkohol, ein Beruhigungsmittel, das schläfrig macht, kann den Schlaf sogar verschlechtern, indem es den Schlafzyklus stört und einen fragmentierten, nicht erholsamen Schlaf verursacht.
  • Schwere Mahlzeiten und scharf gewürzte Speisen können die Verdauung belasten und können zu Schlafstörungen führen, wenn sie später am Abend eingenommen werden.
Gelangweilte Frau surft spät in der Nacht mit Smartphone im Interne

Schlafstörungen und psychische Erkrankungen

Psychische Erkrankungen wie Angstzustände, Depressionen und bipolare Störungen führen häufig zu ernsthaften Schlafstörungen. Man schätzt, dass 40 % der Menschen mit Schlafstörungen an einer psychischen Störung leiden.

Diese Erkrankungen können durchdringende negative Gedanken und psychische Übererregung hervorrufen, die den Schlaf stören. Darüber hinaus deuten Studien darauf hin, dass Schlafstörungen Stimmungsschwankungen und Angstzustände verschlimmern können, wodurch sich die Symptome verschlimmern und bei Menschen mit Depressionen sogar das Selbstmordrisiko steigt.

Schlafstörungen, körperliche Erkrankungen und Schmerzen

Nahezu jede Erkrankung, die Schmerzen verursacht, kann den Schlaf stören, da sie es schwieriger macht, bequem im Bett zu liegen. Wenn man sich bei Schlafstörungen im Bett mit den Schmerzen beschäftigt, können diese verstärkt werden, wodurch Stress und Schlafstörungen zunehmen.

Gesundheitliche Komplikationen im Zusammenhang mit Typ-II-Diabetes können Teil einer zugrunde liegenden Ursache für Schlafstörungen sein. Schmerzen durch periphere Neuropathie, häufigerer Flüssigkeits- und Harndrang und schnelle Blutzuckerschwankungen können den Schlaf stören. Es besteht auch ein Zusammenhang zwischen Diabetes und anderen Gesundheitszuständen, die bekanntermaßen den Schlaf beeinträchtigen, darunter obstruktive Schlafapnoe (OSA) und Depression.

Auch andere körperliche Erkrankungen, einschließlich solcher, die das Atmungs- oder Nervensystem betreffen, können den Schlaf beeinträchtigen, was zu kurzzeitiger oder chronischer Schlafstörung führen kann.

Schlafstörungen und Medikamente

Schlafstörungen und Schlaflosigkeit können eine Nebenwirkung vieler Medikamente sein. Beispiele hierfür sind Blutdruckmedikamente, Mittel gegen Asthma und Antidepressiva. Andere Medikamente können zu Tagesmüdigkeit führen, die den Schlafrhythmus einer Person durcheinanderbringen kann.

Nicht nur die Einnahme von Medikamenten kann den Schlaf stören. Wenn jemand die Einnahme eines Medikaments abbricht, können auch der Entzug oder andere Aspekte der körpereigenen Reaktion zu Schlafstörungen führen.

Schlafstörungen und neurologische Probleme

Es wurde festgestellt, dass Probleme, die das Gehirn betreffen, einschließlich neurodegenerativer und neurologischer Entwicklungsstörungen, mit einem erhöhten Risiko für Schlafstörungen verbunden sind.

Neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz und Alzheimer-Demenz können den zirkadianen Rhythmus und die Wahrnehmung der täglichen Signale, die den Schlaf-Wach-Rhythmus steuern, durcheinanderbringen. Nächtliche Verwirrung kann die Schlafqualität weiter verschlechtern.

Neurologische Entwicklungsstörungen wie die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) können Hyperaktivität verursachen, die es den Betroffenen schwer macht, den nötigen Schlaf zu finden. Schlafstörungen sind bei Kindern mit Autismus-Spektrum-Störung (ASD) häufig und können bis ins Erwachsenenalter andauern.

Schlaflosigkeit und spezifische Schlafstörungen

Spezifische Schlafstörungen können eine Ursache für Schlaflosigkeit sein. Obstruktive Schlafapnoe, die zu zahlreichen Atemaussetzern und vorübergehenden Schlafunterbrechungen führt, betrifft bis zu 20 % der Menschen und kann ein grundlegender Faktor für Schlafstörungen und Tagesmüdigkeit sein.

Das Syndrom der unruhigen Beine (Restless Leg Syndrome, RLS) stört den Schlaf durch einen starken Drang, die Beine zu bewegen. Abnormale Verhaltensweisen während des Schlafs, so genannte Parasomnien, können den Schlaf beeinträchtigen. Einige bekannte Beispiele für Parasomnien sind Schlafwandeln, Albträume und Schlaflähmung.

Welche Ursachen gibt es für Schlafstörungen bei älteren Menschen?

Schlafstörungen treten bei 30-48 % der älteren Erwachsenen auf, die oft besondere Probleme mit der Aufrechterhaltung des Schlafs haben.

Wie bei jüngeren Menschen können auch bei älteren Menschen Stress, körperliche Beschwerden, psychische Probleme und schlechte Schlafgewohnheiten zu Schlafstörungen führen. Ältere Menschen sind jedoch oft anfälliger für diese Ursachen, da sie häufiger an chronischen Krankheiten leiden, sozial isoliert sind und vermehrt verschreibungspflichtige Medikamente einnehmen, die den Schlaf beeinträchtigen können.

Die Forschung zeigt, dass Menschen über 60 eine geringere Schlafeffizienz aufweisen. Sie verbringen weniger Zeit im Tiefschlaf und REM-Schlaf, wodurch ihr Schlaf leichter gestört werden kann. Eine geringere Tageslichtexposition und weniger Umweltreize für Schlaf und Wachsein können den zirkadianen Rhythmus beeinträchtigen, insbesondere bei älteren Menschen in Pflegeeinrichtungen.

Welche Ursachen haben Schlafstörungen bei Teenagern?

Schätzungen zufolge sind bis zu 23,8 % der Teenager von Schlafstörungen betroffen. Biologische Veränderungen führen dazu, dass Jugendliche später einschlafen, aber wegen der Schulanfangszeiten können sie in der Regel nicht so lange schlafen, wie sie es morgens gerne würden.

Teenager sind besonders anfällig für Überlastung und Stress durch Schule, Arbeit und soziale Verpflichtungen. Außerdem benutzen Jugendliche häufig elektronische Geräte in ihrem Schlafzimmer. Jeder dieser Faktoren trägt zu einer hohen Rate an Schlafstörungen in der Pubertät bei.

Welche Ursachen gibt es für Schlafstörungen in der Schwangerschaft?

Mehrere Faktoren können Schlafstörungen in der Schwangerschaft verursachen:

  • Unbehagen: Die Gewichtszunahme und die veränderte körperliche Verfassung können die Schlafposition und den Komfort im Bett beeinträchtigen.
  • Atemstörungen: Das Wachstum der Gebärmutter übt Druck auf die Lunge aus, was zu Atemproblemen während des Schlafs führen kann. Hormonelle Veränderungen können das Schnarchen und das Risiko einer zentralen Schlafapnoe, bei der es zu kurzen Atemaussetzern kommt, erhöhen.
  • Reflux: Eine verlangsamte Verdauung kann zu einem störenden gastroösophagealen Reflux am Abend führen.
  • Nykturie: Häufigeres Wasserlassen kann dazu führen, dass man das Bett verlassen muss, um auf die Toilette zu gehen.
  • Syndrom der ruhelosen Beine: Die genaue Ursache ist nicht bekannt, aber schwangere Frauen haben ein höheres Risiko für RLS, auch wenn sie vor der Schwangerschaft noch nie Symptome hatten.

Studien haben ergeben, dass mehr als die Hälfte der schwangeren Frauen über Schlafschwierigkeiten berichten, die mit Schlafstörungen vergleichbar sind. Im ersten Trimester schlafen schwangere Frauen häufig insgesamt mehr Stunden, aber die Qualität ihres Schlafs nimmt ab. Nach dem ersten Trimester nimmt die Gesamtschlafdauer ab, wobei die größten Schlafstörungen im dritten Trimester auftreten.

Referenzen

  1. Sateia M. J. (2014). International classification of sleep disorders-third edition: highlights and modifications. Chest, 146(5), 1387–1394.
  2. Kalmbach, D. A., Cuamatzi-Castelan, A. S., Tonnu, C. V., Tran, K. M., Anderson, J. R., Roth, T., & Drake, C. L. (2018). Hyperarousal and sleep reactivity in insomnia: current insights. Nature and science of sleep, 10, 193–201.
  3. Kalmbach, D. A., Anderson, J. R., & Drake, C. L. (2018). The impact of stress on sleep: Pathogenic sleep reactivity as a vulnerability to insomnia and circadian disorders. Journal of sleep research, 27(6), e12710.
  4. Schwab, R. J. (2020, June). Insomnia: Difficulty Falling Asleep: Sleep Disorders: Manual Home Edition – Brain, Spinal Cord, and Nerve Disorders.
  5. Neckelmann, D., Mykletun, A., & Dahl, A. A. (2007). Chronic insomnia as a risk factor for developing anxiety and depression. Sleep, 30(7), 873–880.
  6. Ağargün, M. Y., Kara, H., & Solmaz, M. (1997). Sleep disturbances and suicidal behavior in patients with major depression. The Journal of clinical psychiatry, 58(6), 249–251.
  7. Finan, P. H., Goodin, B. R., & Smith, M. T. (2013). The association of sleep and pain: an update and a path forward. The journal of pain : official journal of the American Pain Society, 14(12), 1539–1552.
  8. Khandelwal, D., Dutta, D., Chittawar, S., & Kalra, S. (2017). Sleep Disorders in Type 2 Diabetes. Indian journal of endocrinology and metabolism, 21(5), 758–761.
  9. Resnick, H. E., Redline, S., Shahar, E., Gilpin, A., Newman, A., Walter, R., Ewy, G. A., Howard, B. V., Punjabi, N. M., & Sleep Heart Health Study (2003). Diabetes and sleep disturbances: findings from the Sleep Heart Health Study. Diabetes care, 26(3), 702–709.
  10. Wojujutari, A. K., Alabi, O. T., & Emmanuel, I. E. (2019). Psychological resilience moderates influence of depression on sleep dysfunction of people living with diabetes. Journal of diabetes and metabolic disorders, 18(2), 429–436.
  11. Hvolby A. (2015). Associations of sleep disturbance with ADHD: implications for treatment. Attention deficit and hyperactivity disorders, 7(1), 1–18.
  12. Franklin, K. A., & Lindberg, E. (2015). Obstructive sleep apnea is a common disorder in the population-a review on the epidemiology of sleep apnea. Journal of thoracic disease, 7(8), 1311–1322.
  13. Patel, D., Steinberg, J., & Patel, P. (2018). Insomnia in the Elderly: A Review. Journal of clinical sleep medicine : JCSM : official publication of the American Academy of Sleep Medicine, 14(6), 1017–1024.
  14. Duffy, J. F., Scheuermaier, K., & Loughlin, K. R. (2016). Age-Related Sleep Disruption and Reduction in the Circadian Rhythm of Urine Output: Contribution to Nocturia?. Current aging science, 9(1), 34–43.
  15. Donskoy, I., & Loghmanee, D. (2018). Insomnia in Adolescence. Medical sciences (Basel, Switzerland), 6(3), 72.
  16. Richter, R. (2015, October 8). Among teens, sleep deprivation an epidemic.
  17. Adolescent Sleep Working Group, Committee on Adolescence, & Council on School Health (2014). School start times for adolescents. Pediatrics, 134(3), 642–649.
  18. Silvestri, R., & Aricò, I. (2019). Sleep disorders in pregnancy. Sleep science (Sao Paulo, Brazil), 12(3), 232–239.
  19. Aynur Kızılırmak, Sermin Timur, Bahtışen Kartal, „Insomnia in Pregnancy and Factors Related to Insomnia“, The Scientific World Journal, vol. 2012, Article ID 197093, 8 pages, 2012.

War dieser Artikel hilfreich?

Matthias Böhm

Matthias setzt sich leidenschaftlich dafür ein, Menschen mit Informationen zu versorgen, die sie nutzen können, um sinnvolle Entscheidungen über ihre Gesundheit zu treffen. Als wissenschaftlicher Autor hat er mehr als ein Jahrzehnt damit verbracht, Patient*innen, Betreur*innen und Fachleute mit qualitativ hochwertigen, faktenbasierten Informationen zu versorgen und diese zu verfassen. Wenn er nicht gerade schreibt, kocht Matthias gerne vegetarisch, wandert und schläft gerne aus.

War dieser Artikel hilfreich?