Wie schlafen Giraffen?

Jeder, der schon einmal die ganze Nacht durchgemacht hat (oder einfach nur in der Schule ein bisschen zu lange wach geblieben ist), weiß, wie viel Schlaf wir brauchen, um gut zu funktionieren und wie schon ein kleines Defizit uns aus dem Konzept bringen kann.

Aber in der freien Natur haben sich die Schlafmuster der Tiere anders entwickelt. Für sie hat der Schlaf einen höheren Preis (der auch unsere entfernten Vorfahren betroffen haben muss): Verwundbarkeit. Selbst erfolgreiche Raubtiere schlafen nicht so wie wir Menschen – tief, im Wesentlichen unverteidigt und an einem Stück.

Gruppe von Giraffen in Afrika

Giraffen hingegen sind vielleicht die seltsamsten Schläfer in der Serengeti. Als Babys legen sie sich mit den Beinen unter den Körper (das Absenken auf den Boden ist ein ernsthafter Prozess) und ruhen ihren Kopf… auf ihrem Hinterteil. Offenbar sind sie ihre eigenen besten Kissen! Dies ist eine exponierte und verletzliche Position, daher wird dies nur selten und nur für kurze Zeiträume gesehen. Untersuchungen in Zoos haben gezeigt, dass Giraffen in dieser Position in den REM-Schlaf gehen.

Auch erwachsene Giraffen schlafen gelegentlich in dieser Position, aber selten länger als ein paar Minuten am Stück. In der Tat schlafen sie in freier Wildbahn fast nie länger als fünf Minuten am Stück, wobei sie die Position oft so verändern, dass sie stehen bleiben und sich mit dem Kopf und dem Hals auf den Hinterbeinen abstützen. Häufiger schlafen sie im Stehen – wiederum in kurzen Schüben – oder erleben eine Art halbschlafende Ruhephase, in der die Augen halb geöffnet bleiben, wobei das Tier ganz aufrecht bleibt und die Ohren weiter zucken.

Alles in allem kommen erwachsene Giraffen im Durchschnitt mit nur 30 Minuten Schlaf pro Nacht aus.

Sonnenuntergang Giraffen

Warum so munter?

Weil ein so großes Tier, das mitten in der Steppe liegt, einfach ein zu verlockendes Festmahl für nahe gelegene Raubtiere ist. Giraffen sind riesig und können bis zu 60 Stundenkilometer schnell laufen; wenn sie wach sind, bieten sie keine leichte Beute.

Das Aufstehen ist eine umständliche, zeitraubende Prozedur, und die Tiere sind nicht für eine ernsthafte Verteidigung ausgerüstet; sie haben kein dickes Fell, keine eingebaute Panzerung und keine scharfen Zähne, mit denen sie sich wehren könnten, wenn sie Gefahr laufen, zum Abendessen zu werden.

Deswegen schlafen sie mit einem offenen Auge (manchmal buchstäblich) und schützen sich selbst, indem sie fast ständig in höchster Alarmbereitschaft sind.

Referenzen

  1. Immelmann, Klaus, and Herbert Gebbing. „Schlaf bei Giraffiden.“ Zeitschrift für Tierpsychologie 19.1 (1962): 84-92.

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Matthias Böhm

Matthias setzt sich leidenschaftlich dafür ein, Menschen mit Informationen zu versorgen, die sie nutzen können, um sinnvolle Entscheidungen über ihre Gesundheit zu treffen. Als wissenschaftlicher Autor hat er mehr als ein Jahrzehnt damit verbracht, Patient*innen, Betreur*innen und Fachleute mit qualitativ hochwertigen, faktenbasierten Informationen zu versorgen und diese zu verfassen. Wenn er nicht gerade schreibt, kocht Matthias gerne vegetarisch, wandert und schläft gerne aus.

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