Geige

Nietzsche sagte damals, dass Musik die jüngste aller Künste sei. Sie ist aber auch eine der Mächtigsten. Musik ist heute ein fester Bestandteil unseres Alltags. Wir hören sie überall: im Auto, unter der Dusche, beim Fahrrad fahren oder abends auf der Couch. Doch vor allem klassische Musik und Instrumentalmusik haben eine enorme Wirkung auf unsere Psyche wie nichts Vergleichbares.

Lese hier, welchen Einfluss Musik auf unser Gehirn, unsere Emotionen, unsere Produktivität aber auch auf Kinder nimmt.

Was ist der Unterschied zwischen klassischer Musik und Instrumentalmusik?

Der Begriff Klassik stammt vom lateinischen Wort „classicus“ ab und bedeutet so viel wie erstrangig. Damit ist die klassische Musik aus dem 18. und 19. Jahrhundert gemeint. Diese Gattung entwickelte sich insbesondere in der Zeit der Aufklärung, welche für die Ideale der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit bekannt war. Diese Ziele übernahmen die Komponisten der damaligen Zeit mit in ihre Werke. Die klassische Musik zeichnete sich aber vor allem durch den Einsatz von klassischen Instrumenten aus, welche auch gemeinsam mit einem Chor aufgeführt werden konnten. Sie wurde oft als seriös und anspruchsvoll definiert. Zu den bedeutendsten Komponisten, welche die klassische Musik repräsentieren, gehören Pjotr Iljitsch Tschaikowski, Ludwig van Beethoven, Johann Sebastian Bach, Antonio Vivaldi und Wolfgang Amadeus Mozart, um einige aufzuzählen.

Instrumentalmusik hingegen verzichtet auf den Einsatz des Gesangs und nutzt ausschließlich Instrumente. Es gibt einige Ausnahmen, wo Gesänge im Hintergrund zu hören sind, doch diese geben nur Vokale wie A, O, U von sich und keine richtigen Wörter. Von Filmmusik bis hin zur Meditationsmusik wird diese Art von Musik in fast allen Bereichen eingesetzt.

Wie wirkt sich Musik auf unser Gehirn aus?

Für das Wahrnehmen von Musik spielt ein Organ eine ganz besondere Rolle: das Ohr. Die Schallwellen der Musik werden über die Ohrenhärchen in elektrische Signale umgewandelt und gelangen so in das Gehirn. Hierbei wird zwischen Kleinhirn und Großhirn unterschieden. Unser Kleinhirn ist für unser Gleichgewichtssinn und unser Großhirn für Sinneseindrücke verantwortlich. Beide Hirnhälften werden von der Musik beeinflusst. Da Musik eine so hohe Wirkung auf unser Gehirn hat, hilft sie uns dabei, uns an bestimmte Dinge oder Momente zu erinnern. Außerdem aktiviert Musik unser Belohnungssystem und der Neurotransmitter Dopamin wird freigesetzt. Dieser ist für unsere Wohlzustände verantwortlich und kann beim Hören unseres Lieblingslieds ein Freudegefühl in uns erwecken.

Frau hört Musik

Welche Auswirkungen hat klassische und instrumentale Musik?

Emotionen

Musik ist aus unserem Alltag kaum mehr wegzudenken. Wir hören sie im Auto, im Fitnessstudio, wenn wir Bahn fahren oder zu Hause. Dank ihr können wir unsere Gefühle wie Freude oder Trauer beeinflussen. Sie fungiert als Mittel zur Äußerung unserer Gefühlswelt.

Vor allem die klassische Musik kann uns helfen, uns mit unseren Emotionen besser auseinanderzusetzen, da sie meist keinen Text enthält und die Melodie im Vordergrund steht. Sie lässt unseren Puls höher oder langsamer schlagen. Ein euphorischer Klang kann uns ein Lächeln ins Gesicht zaubern, während ein melancholischer Sound uns in Trauer versetzen kann.

Musik kann unsere Körperchemie enorm beeinflussen und Glückshormone in unserem Körper ausschütten, wodurch unsere Laune steigt. Die dunklen Bereiche unserer Seele werden erhellt, wenn wir uns im Einklang mit einem musikalischen Werk fühlen und das Hören wird dadurch zu einem freudigen Erlebnis. Wir verspüren Glückseligkeit, Begeisterung, Genuss und ein Gefühl von Hoffnung und Macht.

Ebenso wie fröhliche ruft auch traurige Musik eine anziehende Wirkung und ein Genussempfinden in uns hervor. Auch wenn wir im Alltag unsere Trauer eher unterdrücken, wird sie in Verbindung mit Musik oft und gerne freigesetzt. Die Frequenzen, die durch unser Ohr in unser Gehirn gelangen, fördern den Wachstum unserer Synapsen, welche eine Veränderung der Emotionen mit sich bringt.

Dadurch fällt es uns leichter, festgefahrene Gedankenmuster zu transformieren. Wenn man eine schwierige Zeit durchlebt, können melancholische Melodien einem dabei helfen, mit seiner Gefühlswelt in Verbindung zu treten und dadurch eine Heilung zu beschleunigen.

Viele Studien haben ebenfalls gezeigt, dass das Hören von klassischer Musik Depressionen bekämpfen kann.

Entspannung

Cortisol ist ein Hormon, welches durch Stress freigesetzt wird. Dieses Hormon befiehlt dem Körper mehr Energie an unsere Muskulatur zu senden. Doch eben diese Energie wird aus anderen Bereichen des Körpers entnommen, wodurch unser Immunsystem geschwächt wird. Ist unser Immunsystem nicht stark genug, steigt die Gefahr, krank zu werden, exponentiell an. Vor allem das Hören von klassischer Musik und Instrumentalmusik soll das Stresshormon Cortisol senken und die Stimmung verbessern.

Viele Studien zeigen, dass der Blutfluss um 26 %, das Lachen um 16 % und die Entspannung um 11 % durch das Hören von klassischer Musik gesteigert wird. Wohingegen der Blutdruck und die Herzfrequenz sinkt, was wiederum Angstzustände verringert und den Atem normalisiert.

Musik hilft uns dabei, einfach mal abzuschalten und den stressigen Alltag für eine bestimmte Zeit zu vergessen. Zudem kann der Körper schneller in einen entspannten Zustand gebracht und gleichzeitig die Gesundheit verbessert werden. Instrumentalmusik hingegen wird oft bei depressiven Menschen eingesetzt, um eine heilende Wirkung zu schaffen.

Durch das Hören von meditativer Musik können Angstzustände verringert werden, welche simultan zur Verbesserung der allgemeinen Lebensqualität führen. Bereits Johann Sebastian Bach wurde beauftragt, für den kranken Graf Keyserlingk ein Werk zu komponieren, welches heute den Namen Goldberg-Variationen trägt, um eine therapeutische und heilende Wirkung zu erzielen.

Konzentration

Man sieht immer mehr Menschen, vor allem Schüler, Studenten und Arbeiter, die vor ihrem Laptop sitzend lernen oder arbeiten und gleichzeitig Musik hören. Ist das kontraproduktiv oder erzielt man dadurch tatsächlich eine höhere Produktivität? Instrumentalmusik mit einem langsamen Takt und ruhigen Tönen hat in der Tat einen positiven Einfluss auf unsere Konzentration. Diese Art von Musik eignet sich deshalb so gut, da sie keine Texte enthält, die einen ablenken können. Meditationsmusik zum Beispiel baut Stress ab, entspannt und eignet sich deshalb besonders gut, um die Konzentration zu erhöhen. Dies kann vor allem am Arbeitsplatz hilfreich sein, da wir repetitive Aufgaben dadurch effizienter und leichter erfüllen können. Zudem wird unsere Genauigkeit und Leistung dadurch verbessert und die Produktivität gesteigert.

Eine Studie ergab, dass Chirurgen genauer arbeiteten, wenn entspannte Musik im Hintergrund lief und Profi-Sportlern der Leistungsdruck vor einem wichtigen Spiel oft genommen wurde. Klassische Musik beim arbeiten oder lernen zu genießen entspannt unseren Geist, fördert unsere Kreativität und hilft uns dabei, konzentrierter und effizienter zu arbeiten.

Motivation

Eine musikalische Komposition besteht aus drei Elementen: Melodie, Harmonie und Rhythmus. Die Melodie ist der Teil des Musikstücks zu dem man mitsummt, Harmonie beeinflusst unsere Gefühlswelt und ruft in uns fröhliche, traurige oder wütende Emotionen hervor, wohingegen der Rhythmus die Geschwindigkeit des Musikstücks ist. Der Rhythmus ist seit unserer Geburt in unserem Körper in Form des Herzschlags verankert.

Ebenso hat ein Lied oder eine Melodie einen Rhythmus, einen Takt, welcher menschliche Funktionen wie Atmung, Herzschlag oder das Laufen beeinflussen kann. Dies erklärt, weshalb Musik eine so starke Wirkung in uns hervorrufen kann und wir beispielsweise mit den Fingern tippen, während wir einen Song hören. Klassische Werke wie die von Beethoven, die düsterer, schneller und dramatischer sind als manch andere, eignen sich daher besonders gut um den Adrenalinspiegel im Körper zu erhöhen. Dadurch lassen sich Workouts zu Hause oder im Fitnessstudio viel motivierter gestalten. Wenn der Rhythmus im Lied erhöht ist, steigert es unseren Energielevel und erhöht gleichzeitig unsere Ausdauer.

Einsamkeit

Musik kann an Tagen, wo wir uns einsam fühlen, ein Gefühl von Gemeinschaft herbeiführen. Wenn wir klassische Musik hören, empfinden wir dabei eine bestimmte Emotion. Diese Emotion gibt uns ein Gefühl der Verbundenheit mit dem Komponisten und den Gefühlen, die er durch das Stück ausdrücken wollte. Wir fühlen mit und fühlen uns dadurch mit dieser Emotion nicht mehr allein, was oft unsere Laune steigert. Unsere eigenen Gefühle werden dadurch bestätigt und wir fühlen uns mit anderen Menschen, die das gleiche durchmachen, verbunden und dementsprechend nicht mehr so allein. Wenn wir nun Musik mit anderen Menschen zusammen anhören wie auf einem Konzert, stärkt dies unsere emotionalen Bindungen. Zudem ist das Gefühl von Verbundenheit mit der Masse viel stärker, als wenn man das Lied alleine in seinem Zimmer hört. Es ist außerdem nicht selten, dass man auf einem Konzert aufgrund des gleichen Musikgeschmacks neue Bekanntschaften macht.

Wie wirkt sich Musik auf Kinder aus?

In den 90er-Jahren war der sogenannte Mozart-Effekt bei vielen Eltern sehr beliebt. Das Hören von Mozarts Werken soll die Kinder schlauer gemacht haben. Die Theorie konnte nicht bewiesen werden, doch das Erlernen eines Musikinstruments soll tatsächlich die Gehirnfunktion von Kindern verbessern. Bereits dreißig Minuten täglich sollen für einen besseren Blutfluss in der linken Hirnhälfte sorgen und bei regelmäßigem Unterricht ein ganzes Leben bestehen bleiben. Wenn man im frühen Alter anfängt, sich mit klassischer Musik auseinanderzusetzen, erschließen sich viele Vorteile für das Kind und dessen Wachstum. Seine Denkprozesse und seine Empathie werden dadurch verbessert.

Ebenfalls soll die Kreativität und die Sprachentwicklung dadurch gefördert werden. Diese Eigenschaften sind besonders in der Schule von großem Vorteil. Des Weiteren spielt die Psyche des Kindes dabei eine große Rolle. Durch klassische Musik wird das Denken um bis zu 50 % erhöht und die Aufmerksamkeit auf bis zu 30 % gesteigert. Allgemein kann man sagen, dass die Leistungsfähigkeit und die Intelligenz des Kindes dadurch verbessert wird und es zudem wie beim Erwachsenen seine Emotionen beeinflussen kann. Dies hat den Hintergrund, dass beide Gehirnhälften beansprucht werden und aufgrund dessen besser zusammen agieren können. Ebenfalls wie beim Erwachsenen wird durch Musik die soziale Kompetenz der Kinder gesteigert, wenn sie mit anderen Kindern Gitarrenunterricht nehmen oder gemeinsam im Chor singen. Sie sind dann zufriedener und das Interagieren mit anderen Kindern, fällt ihnen leichter als Kindern, die nicht musikalisch aktiv sind.

Fazit

Klassische Musik und Instrumentalmusik kann sehr vielfältig sein. Sie kann unseren Adrenalinspiegel sowohl erhöhen als auch senken. Je nachdem, ob wir uns nach Entspannung zu Hause oder Motivation beim Sport sehnen, Musik kann uns dabei helfen. Für eine Stressreduktion empfiehlt es sich Meditationsmusik zu hören, möchte man jedoch zehn Kilometer im Wald laufen gehen, sollte man eher auf Beethoven zurückgreifen. Der Einfluss von Musik auf unsere Psyche ist enorm. Durch sie können wir unsere Konzentration steigern und Depressionen bekämpfen. Sie kann unseren Kopf alle Probleme für einen Augenblick vergessen lassen und Ruhe in unsere Gedanken bringen. Zudem haben klassische Stücke einen positiven Einfluss auf die jüngere Generation. Durch sie können Kinder ihre Leistungen in der Schule verbessern, die Aufmerksamkeit steigern und leichter mit anderen Kindern interagieren. Musik ist heilend und außergewöhnlich.

Referenzen

  1. Svyrydiuk, A., S. Oliinyk, and S. Kuriata. „MUSIKTHERAPIE ALS EINFLUSSMITTEL AUF DIE PSYCHE EINER PERSON.“ (2016).
  2. Rogenmoser, Lars. „Warum der Mensch Musik liebt.“ Psychoscope11 (2014): 4-7.
  3. Luban-Plozza, Boris, Mario Delli Ponti, and Hans H. Dickhaut. Musik und Psyche: hören mit der Seele. Springer-Verlag, 2013.
  4. Gaiser, Sigrid. Einstellungen zum Begriff klassische Musik. Diss. lmu, 2006.
  5. Yehuda, Nechama. „Music and stress.“ Journal of Adult Development18.2 (2011): 85-94.
  6. Scheufele, Peter M. „Effects of progressive relaxation and classical music on measurements of attention, relaxation, and stress responses.“ Journal of behavioral medicine23.2 (2000): 207-228.
  7. Labbé, Elise, et al. „Coping with stress: the effectiveness of different types of music.“ Applied psychophysiology and biofeedback32.3 (2007): 163-168.
  8. Stegemann, Thomas. Stress, Entspannung und Musik: Untersuchungen zu rezeptiver Musiktherapie im Kindes-und Jugendalter. Diss. Staats-und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky, 2013.
  9. Flath-Becker, Sigrid, and Vladimir Konecni. „Der Einfluß von Streß auf die Vorlieben für Musik.“ Jahrbuch Musikpsychologie1 (1984): 23-52.
  10. Trappe, Hans-Joachim. „Musik und Gesundheit.“ DMW-Deutsche Medizinische Wochenschrift134.51/52 (2009): 2601-2606.
  11. Fuchs, Mag Daniela. „Stressreduktion durch Klänge. Wie Frequenzen unser System beeinflussen.“
  12. Huang, Rong-Hwa, and Yi-Nuo Shih. „Effects of background music on concentration of workers.“ Work38.4 (2011): 383-387.
  13. Quast, Ulrike. Leichter lernen mit Musik. Huber, 2005.
  14. Kumar, Naveen & Wajidi, M.A. & Chian, Y.T. & Vishroothi, S. & Ravindra, Savithri & Aithal, Ashwini. (2016). The effect of listening to music on concentration and academic performance of the student: Cross-sectional study on medical undergraduate students. Research Journal of Pharmaceutical, Biological and Chemical Sciences. 7. 1190-1195
  15. Renwick, James M., and Johnmarshall Reeve. „Supporting motivation in music education.“ The Oxford Handbook of Music Education, Volume 1. 2012
  16. Guillén, F., and Z. Ruiz-Alfonso. „Influence of music on physical performance, perceived exertion and motivation.“ Revista Internacional de Medicina y Ciencias de La Actividad Fisica y Del Deporte15 (2015): 60.
  17. Karageorghis, Costas I. „The scientific application of music in sport and exercise.“ Sport and exercise psychology109 (2008): 138.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)


Wieso ist klassische Musik so einzigartig?

Ein klassisches Orchester oder orchesterähnlicher Gesang oder Melodie ist typisch für die klassische Musik. Der Begriff „Klassisch“ steht für die Instrumente, welche sich von der heutigen Popmusik oder elektronischen Musik differenzieren.

Steigert klassische Musik die Intelligenz?

Viele Forschungen haben gezeigt, dass klassische Musik die Genaktivität im Gehirn erhöht. Dadurch wird unser Lern- sowie Erinnerungsvermögen deutlich verbessert.

Fördert klassische Musik die Gesundheit?

Klassische Musik wirkt sich positiv auf unsere Seele aus und steigert außerdem unsere Konzentration und Kreativität. Außerdem wird dadurch unser Immunsystem gestärkt und Stress reduziert.

Weshalb hat klassische Musik eine beruhigende Wirkung?

Wenn wir klassische Musik hören, wird unser Blutdruck gesenkt und wir entspannen uns.

Was geschieht mit uns bei 432 Hz?

Das Hören von Tönen bei 432 Hz wirkt sich enorm harmonisch auf unseren Körper aus. Zudem werden beide Gehirnhälften synchronisiert. Mozart ist bekannt dafür, Musik bei 432 Hz kompniert zu haben.

War dieser Artikel hilfreich?

Über den Autor:

Jana Krüger
Jana ist eine wissensdurstige Texterin mit einem kürzlich erworbenen Bachelor in Germanistik, die sich auf medizinische Texte spezialisiert hat und in ihrer Freizeit gerne Yoga macht und lehrt.