Was ist Melatonin und wie wirkt es bei Kindern?
Melatonin ist ein körpereigenes Hormon, das den Schlaf-Wach-Rhythmus steuert und besonders bei Dunkelheit ausgeschüttet wird.
Für Kinder spielt es eine zentrale Rolle, weil es den natürlichen Einschlafprozess unterstützt und den Körper auf Ruhe vorbereitet.
Natürliche Melatoninproduktion im Körper
Dein Körper produziert Melatonin in der Zirbeldrüse im Gehirn. Sobald es dunkel wird, steigt der Melatoninspiegel an und signalisiert, dass es Zeit ist, sich zu entspannen. Licht – insbesondere von Bildschirmen – hemmt dagegen die Ausschüttung.
Die Produktion beginnt meist kurz nach Einbruch der Dunkelheit und erreicht ihren Höhepunkt zwischen 2 und 4 Uhr morgens. Danach sinkt sie wieder, um dich auf das Aufwachen vorzubereiten.
Bei Kindern ist diese Ausschüttung oft stärker ausgeprägt als bei Erwachsenen, was zu einem stabileren Schlafrhythmus führen kann.
Melatonin entsteht aus der Aminosäure L-Tryptophan, die über die Nahrung aufgenommen wird. Eine ausgewogene Ernährung mit Milch, Nüssen oder Bananen kann somit indirekt die Melatoninbildung unterstützen.
Rolle von Melatonin beim Einschlafen
Melatonin hilft deinem Körper, sich auf den Schlaf vorzubereiten, indem es die Körpertemperatur leicht senkt und die Schläfrigkeit fördert. Dadurch verkürzt sich häufig die Zeit, die du zum Einschlafen brauchst.
Bei Kindern mit Schlafproblemen kann der natürliche Melatoninspiegel gestört sein. In solchen Fällen kann ein Arzt prüfen, ob eine Melatoninergänzung sinnvoll ist. Laut der Gelben Liste [1] sollte dies jedoch nur nach ärztlicher Abklärung erfolgen, da die langfristigen Wirkungen noch nicht vollständig bekannt sind.
Ein geregelter Schlafrhythmus entsteht nicht allein durch Hormone. Schlafhygiene – etwa feste Schlafenszeiten, dunkle Räume und der Verzicht auf Bildschirme vor dem Schlaf – unterstützt die natürliche Wirkung von Melatonin erheblich.
Unterschiede zwischen Kindern und Erwachsenen
Kinder produzieren im Verhältnis meist mehr Melatonin als Erwachsene. Das erklärt, warum sie oft schneller einschlafen und länger durchschlafen. Mit zunehmendem Alter sinkt die körpereigene Produktion, was zu häufigeren Einschlafproblemen führen kann.
Bei Kindern ist das Hormonsystem noch in Entwicklung. Eine künstliche Zufuhr von Melatonin kann daher den Pubertätsbeginn beeinflussen, wenn sie über längere Zeit erfolgt. Fachärzte empfehlen, Melatonin nur in niedriger Dosierung und über begrenzte Zeiträume zu verwenden.
In Deutschland ist Melatonin laut Kinderschlaf•de [2] nur für bestimmte Diagnosen, etwa bei Autismus-Spektrum-Störungen, zugelassen. Für gesunde Kinder ohne medizinische Indikation sollte die natürliche Regulierung des Schlafs Vorrang haben.
Einsatz von Melatonin bei Schlafstörungen im Kindesalter
Melatonin kann bei bestimmten kindlichen Schlafstörungen helfen, wenn verhaltenstherapeutische Maßnahmen und Schlafhygiene nicht ausreichen.
Der Nutzen hängt stark von der zugrunde liegenden Diagnose, der richtigen Dosierung und der ärztlichen Begleitung ab.
Wann ist Melatonin für Kinder sinnvoll?
Du solltest Melatonin nur dann in Betracht ziehen, wenn nicht-medikamentöse Maßnahmen wie feste Schlafzeiten, Lichtregulierung und Entspannungsroutinen keinen Erfolg zeigen. Besonders Kinder mit Autismus-Spektrum-Störungen (ASS), ADHS oder Smith-Magenis-Syndrom profitieren laut der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) [3] am häufigsten von einer ärztlich begleiteten Anwendung.
Melatonin wirkt, indem es den natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus stabilisiert. Es dient nicht als klassisches Schlafmittel, sondern als zeitgebendes Hormon, das die Einschlaflatenz verkürzen kann.
Eltern greifen zunehmend auf frei verkäufliche Produkte wie Melatonin-Gummibärchen zurück. Diese Präparate sind jedoch nicht einheitlich dosiert und bergen das Risiko einer Überdosierung. Du solltest sie daher nur nach ärztlicher Rücksprache verwenden.
Zugelassene Anwendungsgebiete und medizinische Leitlinien
In Deutschland und Österreich ist Melatonin für Kinder und Jugendliche zwischen 2 und 18 Jahren mit Insomnie bei Autismus-Spektrum-Störungen oder dem Smith-Magenis-Syndrom zugelassen. Laut einer aktuellen Übersicht [4] existieren 33 randomisierte kontrollierte Studien, die den Einsatz in diesen Gruppen untersuchen.
Die medizinische Leitlinie empfiehlt, Melatonin nur nach sorgfältiger Anamnese und Ausschluss organischer Ursachen einzusetzen. Ärztinnen und Ärzte sollen regelmäßig prüfen, ob eine Fortsetzung der Behandlung notwendig ist.
In der Schweiz ist Melatonin für Kinder unter 18 Jahren nicht allgemein zugelassen, kann aber in bestimmten Fällen im sogenannten Off-Label-Use verordnet werden.
Eine regelmäßige Schlafaufzeichnung und Beobachtung des Therapieerfolgs gehören zu den empfohlenen Begleitmaßnahmen.
Dosierung und Darreichungsformen
Die Dosierung richtet sich nach Alter, Körpergewicht und Diagnose. Leitlinien empfehlen, mit der niedrigsten wirksamen Dosis zu beginnen – meist zwischen 0,25 mg und 1 mg etwa 30 bis 60 Minuten vor dem Schlafengehen.
In Österreich sind sowohl Retardpräparate (1 mg, 5 mg) als auch nicht-retardierte Tabletten und Tropfenlösungen verfügbar. Bei ADHS kann eine individuell angepasste Lösung sinnvoll sein.
Eine kurze Übersicht:
| Darreichungsform | Typische Dosierung | Besonderheit |
| Retardtablette | 1–5 mg | Langsame Freisetzung über Nacht |
| Nicht-retardiert | 0,25–1 mg | Schneller Wirkungseintritt |
| Tropfenlösung | individuell | fein dosierbar, für jüngere Kinder geeignet |
Du solltest die Einnahme regelmäßig pausieren, um eine mögliche Toleranzentwicklung zu vermeiden.
Risiken und Nebenwirkungen
Melatonin gilt bei richtiger Anwendung als gut verträglich. Dennoch können Kopfschmerzen, Schwindel, Tagesmüdigkeit oder Magenbeschwerden auftreten.
Die DGSM rät zu mehrwöchigen Auslassversuchen, um die Empfindlichkeit der Melatoninrezeptoren zu erhalten. Bisher fehlen ausreichende Daten zu Langzeiteffekten, insbesondere im Hinblick auf die Pubertätsentwicklung.
Überdosierungen, insbesondere durch unkontrollierte Produkte wie Melatonin-Gummibärchen, können gefährlich sein. Laut aktuellen Berichten [5] gab es in Einzelfällen Vergiftungen bei Kleinkindern nach versehentlicher Einnahme hoher Dosen.
Du solltest Melatonin daher immer außer Reichweite von Kindern aufbewahren und nur unter ärztlicher Aufsicht verwenden.
Alternativen und Ergänzungen zur Melatonintherapie
Eine wirksame Behandlung von Schlafproblemen bei Kindern hängt oft von mehreren Faktoren ab. Gute Schlafhygiene, strukturierte Routinen und die aktive Rolle der Eltern können helfen, das Einschlafen zu erleichtern und den Schlaf langfristig zu verbessern.
Schlafhygiene und Rituale
Regelmäßige Schlafzeiten und eine ruhige Umgebung fördern den natürlichen Schlafrhythmus. Du solltest darauf achten, dass dein Kind jeden Abend zur gleichen Zeit ins Bett geht und morgens zur gleichen Zeit aufsteht. Diese Konstanz stabilisiert den zirkadianen Rhythmus.
Vermeide helles Licht und Bildschirme mindestens eine Stunde vor dem Schlafengehen. Studien zeigen, dass Blaulicht die Melatoninproduktion hemmt. Stattdessen eignen sich Entspannungsrituale wie Vorlesen oder leise Musik.
Auch die Raumtemperatur spielt eine Rolle. Ein kühles, gut gelüftetes Schlafzimmer (etwa 18 °C) unterstützt das Einschlafen. Weitere Tipps findest du in den Empfehlungen zu natürlichen Wegen für besseren Schlaf [6].
Nicht-medikamentöse Maßnahmen
Neben der Schlafhygiene können Verhaltenstherapie und Entspannungstechniken helfen. Kinder mit Einschlafproblemen profitieren von festen Routinen und klaren Signalen, wann der Tag endet. Ein festes Abendritual reduziert Stress und signalisiert Ruhe.
Körperliche Aktivität am Tag verbessert die Schlafqualität, solange sie nicht zu spät erfolgt. Bewegung im Freien fördert zudem die natürliche Melatoninbildung durch Tageslicht. Auch Ernährung spielt eine Rolle: Lebensmittel mit Magnesium oder Tryptophan, wie Bananen und Haferflocken, können den Schlaf unterstützen. Eine Übersicht über natürliche Alternativen zu Melatonin [7] bietet weitere Anregungen.
Wenn Schlafprobleme anhalten, kann eine psychologische Beratung helfen, Stress oder Ängste zu erkennen, die das Einschlafen behindern.
Rolle der Eltern bei Schlafproblemen
Eltern beeinflussen maßgeblich, wie Kinder schlafen. Dein Verhalten, deine Erwartungen und deine Reaktionen auf nächtliches Aufwachen prägen das Schlafmuster deines Kindes. Geduld und Konsequenz sind entscheidend.
Du solltest nächtliche Aufmerksamkeit dosiert einsetzen. Übermäßiges Trösten oder Spielen kann das Wachbleiben fördern. Stattdessen hilft ruhiges, gleichbleibendes Verhalten.
Erkläre deinem Kind, warum Schlaf wichtig ist, und beziehe es in die Gestaltung der Abendroutine ein. Laut Kräutermax-Magazin [8] kann ein Arzt geeignete Alternativen und Ergänzungen zur Melatonintherapie empfehlen, wenn Schlafprobleme bestehen bleiben.



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